Wie wirkt das neue orale Medikament für diabetische Katzen?
Das neue orale Antidiabetikum ist ein innovatives Arzneimittel aus der Klasse der SGLT2-Hemmer. Der Wirkstoff wird zur Behandlung eines hohen Blutzuckerspiegels bei Katzen mit einem Typ-2-Diabetes eingesetzt. In den Nieren wird die Rückresorption von Glukose aus dem Primärharn gehemmt. So wird mehr Glukose über den Urin ausgeschieden, und der Blutzucker sinkt in den Normalbereich. Neben dem SGLT2-Rezeptor gibt es weitere Rezeptoren, über die ausreichend Glukose in den Blutkreislauf aufgenommen wird. Der Blutzuckerspiegel bleibt so auf einem konstanten Niveau und eine lebensbedrohliche Unterzuckerung ist nicht zu erwarten.
Für welche Katzen ist das neue Medikament zur Behandlung des Diabetes mellitus geeignet?
Katzen, die mit dem neuen oralen Saft gegen Diabetes behandelt werden, müssen noch dazu in der Lage sein, selber Insulin zu produzieren (Typ-2-Diabetes). Dies ist bei 80 bis 90 Prozent der Katzen mit einem Diabetes mellitus der Fall. Nur ein geringer Anteil der diabetischen Katzen ist zwingend auf eine Insulingabe auch hier angewiesen. Leider gibt es keine Möglichkeit, diese Katzen vor Therapiebeginn zu unterscheiden. Während der ersten zwei Wochen nach Start der Behandlung müssen aus diesem Grund engmaschig Urin- und/oder Blutuntersuchungen erfolgen, um die Katzen rechtzeitig zu erkennen, deren Diabetes doch mit Insulin-Injektionen behandelt werden muss. Diese Untersuchungen können teilweise mittels Urinstick durch den Besitzer zu Hause erfolgen.
Was sind die Vorteile gegenüber einer Insulinspritzen-Therapie?
Der große Vorteil gegenüber der Insulingabe ist die einfache Verabreichung. Die Akzeptanz der Lösung ist sehr gut, die meisten Katzen akzeptieren die Gabe direkt ins Maul oder über das Futter hervorragend. Der neue Wirkstoff wird nur einmal täglich verabreicht und die Gabe ist unabhängig von der Fütterungszeit. Der Besitzer ist damit viel unabhängiger als bei der Insulingabe, die regelmäßig in bestimmten Zeitabständen erfolgen muss.
Außerdem muss bei der Insulintherapie immer auf eine ausreichende Futteraufnahme im Rahmen der Insulin-Injektion geachtet werden, da sonst die große Gefahr einer lebensbedrohlichen Unterzuckerung besteht. Dieses Risiko besteht bei der neuen oralen Therapie nicht.
Die Überwachung von Katzen, die mit der oralen Lösung behandelt werden, gestaltet sich auch deutlich einfacher als unter Insulintherapie. Wenn erst mal die Anfangsphase gut überstanden ist und der Patient auf die Therapie gut anspricht, können die Besitzer mittels Urin-Teststreifen einen Teil der Überwachung stressfrei zu Hause durchführen. Blutzuckertagesprofile und die ständige Überprüfung des Zuckerspiegels im Blut durch den Besitzer gehören der Vergangenheit an.
Kann das neue Medikament auch bei nierenkranken Katzen angewendet werden?
Die Stoffklasse ist in der Humanmedizin auch für die chronische Niereninsuffizienz zugelassen, für Katzen ist dies derzeit nicht der Fall. In den Zulassungsstudien waren Katzen mit Diabetes, die gleichzeitig eine frühe Nierenerkrankung hatten, erlaubt. Bei nierenkranken Katzen sollte der Einsatz des Präparates aber immer individuell von dem behandelnden Tierarzt beurteilt werden.
Hinweis:
Der hier dargestellte Artikel basiert auf einem Interview mit Dr. med. vet. Annette Feische, unsere Fachtierärztin für Innere Medizin. Der Beitrag wurde ursprünglich im Mai 2024 in der Fachzeitschrift Geliebte Katze veröffentlicht und behandelt die wichtigsten Fragen zur neuen oralen Therapie bei diabetischen Katzen.
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